Mittwoch, 15. Mai 2013

Warum Yoga nichts mit Wellness zu tun hat...

Yoga wird oft mit Wellness gleichgesetzt, mit Wohlfühlen und Entspannung. So wird Yoga zu einem Produkt, das man konsumieren kann, indem man z.B. einen Wellness-Urlaub mit Sauna-Gängen, Massage und eben Yogastunden bucht. Ganz automatisch entsteht eine Erwartungshaltung, dass man durch Yoga auf jeden Fall entspannter und glücklicher wird. Stellt sich dieses Gefühl dann aber vielleicht nicht gleich nach der ersten Stunde ein oder ärgert man sich trotz intensiven Übens immer noch über Raser auf der Autobahn oder den Nachbarn der ständig nachts um 3 die Musikanlage aufdreht, kommt schnell Enttäuschung auf und die Frage, ob Yoga vielleicht am Ende doch nicht so wirkt wie es die Werbung versprochen hat.



Die gute Nachricht ist: Yoga wirkt. Und Yoga entspannt. Aber Yoga ist auch anstrengend. Die Asanas, Yogahaltungen, können körperlich anstrengend sein und auch Meditation kann auch für den Geist schwierig sein, wenn man sich einfach nicht konzentrieren und die vielen Gedanken im Kopf loslassen kann.
Eine Form des Yoga, die den körperlichen Übungsweg in den Fordergrund stellt, ist Hatha Yoga. Das Sanskrit-Wort hatha bedeutet Kraft oder Anstrengung und ist ein jedem Yogaschüler wohlbekannter Zustand, wenn im Krieger I langsam die Beine schwer werden oder im herabschauenden Hund die Hände anfangen auf der Matte zu rutschen.
In all dieser Anstrengung gibt es aber auch immer wieder Momente der Entspannung, kleine Augenblicke in denen das Gedankenkarusell für einen Augenblick anhält und man sich da befindet, wo man hin wollte: Im Hier und Jetzt.

In Patanjali's Yoga Sutra wird Yoga definiert als: Yoga chitta vritti nirodaha, was so viel heißt wie Yoga glättet die Wellen des Geistes. Yoga entspannt also und zwar gerade durch die Anstrengung. Durch kontinuierliches Üben werden zudem die verschiedenen Asanas weniger anstrengend, die Meditation stellt sich leicher ein und die Entspannungsmomente werden mehr. Und da Yoga in vielen Dingen den Alltag reflektiert und umgekehrt, stellen sich vielleicht schon bald diese kleinen Entspannungsmomente auch im Alltag ein und man ärgert sich nicht mehr so sehr über den vor der Nase weggeschnappten Parkplatz oder den verpassten Bus.

Ziel des Yoga ist es, die kleinen Entspannungszeitfenster nach und nach auszudehnen und sie miteinander zu verbinden, bis der ganze Tag in entspanntem Zustand erlebt wird. Tage an denen alles gut läuft und irgendwann auch Tage, wo nichts gelingen will. Dann bekommen wir eine Ahnung von Samadhi, dem mythischen Zustand, das große Ziel des Yoga, dem Gefühl der Einheit oder der Erleuchtung...

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